Was Heidi Klum und Sienna Miller mit meiner Nase zu tun haben

Welches Mädchen kennt es nicht, wir haben an unserem Körper doch alle etwas auszusetzen. Bei Germany's next Topmodel wurde diese Staffel sogar versucht, Makel zum Schönheitsideal zu machen und ein Mädchen mit Segelohren und X-Beinen schaffte es in die Top 10. Egal ob zu kurze Beine, dicker Hintern und eine kleine Oberweite: Wir alle mögen irgendetwas an uns nicht. Ich hab viel Hintern und noch mehr Oberweite - kein Problem - aber was ebenfalls sehr groß geriet, ist meine Nase.
Die habe ich, wie auch mein restliches Aussehen von meiner Mutter geerbt. Unsere Verwandtschaft ist wirklich nicht zu leugnen und auch ihre Mutter ist mit einem nicht gerade bescheidenen Näschen gesegnet worden. Die Nase zieht sich also durch die Familie Anders. Im Großen und Ganzen bin ich meiner Mutter für die Vererbung ihrer Gene dankbar. Sie sieht super aus und ich finde, sooo schlecht geraten bin ich eigentlich auch nicht. Aber mit der Nase konnte ich mich einfach nicht anfreunden. Bis ich circa elf oder zwölf war, hatte ich ein süßes Stubsnäschen und die Welt war in Ordnung, aber irgendwann in der Pubertät kam die von uns getaufte "Anders-Nase" durch und ein Huckel ziert seitdem mein Gesicht. Es war mir schon klar, dass ich nicht mit einer verwarzten Hexennase bestraft wurde, aber trotzdem machte sie mich etwas unglücklich. Die Nase macht meiner Meinung nach das ganze Gesicht aus und das war mein Problem. Meine ist streng und deshalb wirke ich auch oft streng, was ich eigentlich gar nicht bin. Schon oft habe ich von Freunden gehört, dass sie mich zuerst für zickig hielten, meinen besten Freund habe ich anfangs sogar verängstigt. Hallo? Ich und meine Nase wollen sicher niemandem Angst einjagen! Eigentlich bin ich von Natur aus immer fröhlich und soweit ich das beurteilen kann, nicht übermäßig zickig. Nicht mehr als alle anderen zumindest. Hoffe ich! Jedenfalls war mein Eindruck immer - und ist er auch manchmal noch - dass meine Nase mir nicht sonderlich hilfreich war. Lerne ich neue Leute kennen, sind das nunmal nicht sofort meine besten Freunde und ich brauche meine Zeit, um mit ihnen warm zu werden. In Kombination mit meiner strengen Nase gelte ich dann schnell als eingebildet und unnahbar. Bin ich gar nicht und will ich auch nicht sein. Eine andere Nase wollte ich hingegen schon. Nicht dass ich drum gebettelt habe, operiert zu werden. Aber hätte mir ein HNO gesagt, gegen meine schiefe Nasenscheidewand sollte man mal etwas unternehmen, wäre ein bisschen rumschnibbeln am unbeliebten Huckel ja nicht so abwegig gewesen. Meine Nasenscheidewand ist aber kerzengrade und desalb platzte der Traum vom Stubsnäschen. Jetzt bleibt mir nur noch ein schwerer Ski-Unfall oder eine Schlägerei als letzte Hoffnung. Aber Spaß beiseite.

Inzwischen hatten meine Nase und ich circa zehn Jahre Zeit, um Freunde zu werden. Nicht, dass ich auf einmal großer Fan von ihr geworden bin, aber so langsam sehe ich sie als mein Alleinstellungsmerkmal. "Mit einer geraden Nase siehst du aus wie eine langweilige 08/15-Blondine", durfte ich mir immer von meiner Schwester und meiner Mutter anhören, wenn ich mich mal wieder über sie beklagte. Ich dachte immer, ich würde dann aussehen wie Sienna Miller, aber das war wohl reines Wunschdenken, weil ich damals Jude Law so heiß fand. Dass mein erster Eindruck manchmal noch daneben geht und ich als Zicke abgestempelt werde, nervt mich immernoch, aber ich habe so langsam lerne ich, darüber zu stehen. Meine Freunde konnte ich schließlich vom Gegenteil überzeugen und das ist ja die Hauptsache. Also Mädels: Immer der Nase nach und auch wenn Eure Problemzone woanders liegt: So schlimm wie ihr selbst, findet sie mit Sicherheit keiner! Seid einfach eine andere, vielleicht sogar bessere Version von Sienna Miller oder wem auch immer. Und über Jude Law bin ich inzwischen auch hinweg.