16.10.2014

Prag - Die Stippvisite, Teil 2

Die Prager Burg
Nach einer etwas unruhigen Nacht im Hostel (Luises Zimmer ist zu klein für Übernachtungsgäste) ging es dank des blauen Himmels wieder zu Fuß durch die Stadt. Zuerst überquerten wir die Moldau und stiegen einige Stufen zum Letná Park hinauf. Mit einige meine ich viele. Der große und wirklich schöne Park bietet nicht nur einen tollen Ausblick über die Stadt, sondern grenzt auch direkt an den (oder das) Hradschin. Hradschin bedeutet Burgstadt und wie es der Name erahnen lässt, bezeichnet der Begriff den Stadtteil um die Prager Burg. Das Burgareal ist wirklich groß (das größte geschlossene der Welt - sagt Wikipedia) und bietet eine Menge zu sehen.

Als Vollbluttourist kann man sich dort einen Pass kaufen, der einem den Eintritt in die dortigen Kirchen und anderen Gebäude gewährt, wir begnügten uns aber damit, die historischen Gemäuer von außen zu bewundern. Unser eigentliches Ziel war nämlich das Goldene Gäßchen. Eine Gasse - ja wirklich - in der früher für Kaiser Rudolph den II. künstliches Gold erzeugt wurde. In Nummer 22 hauste sogar einmal Franz Kafka. Wie es eigentlich zu erwarten gewesen wäre, wurde auch für das Goldene Gäßchen Bares verlangt, deshalb sparten wir uns den Besuch. Ab 17 Uhr ist der Eintritt jedoch frei. Stattdessen genoß ich eine heiße Schokolade, meine Schwester einen lauwarmen Milchkaffee. Wieder auf das andere Ufer der Moldau gelangten wir diesmal über die Karlsbrücke. Dort erwarten Euch allerlei Souvenirhändler und Portait-Zeichner, die auf spendable Touristen hoffen. Wir gaben unser Geld aber lieber in der Innenstadt aus. Hinweis für alle Shopping-Queens: Prag bietet leider keinen großen Unterschied zu Deutschland und auch die Preise sind gleich, aber in Tschechien ist das Wort "Sale" natürlich kein Fremdwort und somit kamen wir mit vollen Tüten nach Hause, nachdem wir noch ein Sandwich in der EMA Espresso Bar gegessen hatten (Mein Tipp: Probiert das Toast mit Pilzen und Halloumi).
Abends gingen wir dann ins Lokál. Es kommt zwar grad so rüber, als hätte ich in Prag nur heiße Schokolade getrunken und gefuttert, zwischen den Mahlzeiten lag aber tatsächlich immer ein angemessener Zeitraum. Das Lokál ist auf jeden Fall typisch tschechisch. Es gibt viel Fleisch und Kartoffeln in allen Variationen und dank der "Logistik" ist es perfekt für ein frühes Abendessen, wenn man danach noch etwas vor hat, so wie wir. Die Bestellung steht nach nicht einmal fünf Minuten auf dem Tisch, da es in der Küche von einem Buffet aus zusammengestellt wird. Wer jetzt Déjà-Vus von der Uni-Mensa erwartet, liegt falsch. Das Fleisch hat wirklich tollte Qualität und die Speisen sind total lecker. Dazu ein gutes tschechisches Bier und wir waren zufrieden.
Dann erwartete mich eine kleine Überraschung: Luise hatte mir Karten fürs Ballett geschenkt und führte mich in die Prager Oper aus. Wir schauten uns Romeo und Julia in einer sehr gelungenen Inzinierung an. Es war weder klassisch, also nicht rüschig und plüschig, aber auch nicht zu modern, sodass man nicht den Eindruck hatte, man wohnt einen Exorzismus bei. In dem Stück von Prokofiev tauchte auf einmal ein Lied auf, an das ich mich sofort erinnerte. Ich ordnete es erst der Filmmusik von Inglourious Basterds zu, inzischen ist mir eingefallen, dass ich selber mal dazu getanzt habe, als ich noch Ballett gemacht habe - also fast das Gleiche. 
Im Anschluss folgte ein weiteres Highlight. Wir besuchten nämlich die Hemingway Bar. Die liegt sehr zentral nicht weit von der Karlsbrücke entfernt. Vor der Bar erwartet Euch ein Türsteher, den Ihr erst einmal freundlich um Einlass bittet. Wenn noch Plätze frei sind, werdet Ihr entweder unten abgeholt oder es erwartet Euch jemand im oberen Bereich. Dort werdet ihr zu Eurem Platz geleitet und in der Karte lest Ihr euch zuerst die Hausregeln durch. Klingt spießig, ist aber eigentlich ganz cool. Zu den Regeln gehört, dass Ihr auf Eurem Platz bleiben müsst und Euch nicht ungefragt umsetzen dürft. Wenn Ihr einer anderen Person (die Euch nicht begleitet) einen Drink bestellen wollt, müsst Ihr erst den Barkeeper fragen. Außerdem ist es verboten zu fluchen. Diese Regel passt zwar nicht ganz zum Namensgeber aber wir haben sie trotzdem mal befolgt. Wildes rumknutschen ist erlaubt, wie das Pärchen neben uns unter Beweis stellte. Diese Regeln klingen zwar erst etwas ungewohnt, tragen aber dazu bei, dass man einen sehr entspannten Abend erlebt. Die Bar war gut besucht, aber nicht überfüllt und man musste sich nicht um Sitzplätze prügeln, da ja jeder seinen hatte. Luise und ich wurden im Obergeschoss an der Bar platziert. Da die Bestellungen am Tisch aufgenommen wurden, schob sich nicht alle 30 Sekunden jemand an uns vorbei, um dem Barkeeper seinen Getränkewunsch zuzubrüllen, sondern wir konnten uns entspannt unterhalten und dem Treiben zusehen. Die Cocktails in der Hemingway Bar werden nämlich mit sehr viel Hingabe zubereitet. Es kann deshalb sein, dass man ein wenig auf seine Drinks wartet, aber am Ende lohnt es sich. Wer außerdem denkt, so ein Spaß reißt ein tiefes Loch in die Reisekasse hat sich geirrt. Während man in Deutschland in einer solchen Bar 12-15 Euro für einen Cocktail bezahlt, kosteten sie hier nichtmal die Hälfe. In Prag lässt es sich wirklich günstig essen und trinken.
Damit hatte mein zweiter Tag in Prag auch schon wieder sein Ende gefunden. Wie es Sonntag weiterging, verrate ich Euch ganz bald.
Der Blick vom Hradchin

Prager Dom


Die Bar Rules der Hemingway Bar. Quelle: http://www.hemingwaybar.cz/bar-prague/bar/



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